Job-Stress-Index

Studie Job-Stress-Index

Wir ermitteln seit 2014 periodisch Kennzahlen zu den Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress auf Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen: den Job-Stress-Index, die Erschöpfungsrate und das ökonomische Potenzial von Verbesserungen im Job-Stress-Index. Unterstützt werden wir dabei von der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

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Die Kennzahlen zu arbeitsbedingtem Stress und zu dessen Zusammenhängen mit Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen in der Schweiz zeigen:

  • den Durchschnitt des Job-Stress-Index, der das Verhältnis von arbeitsbezogenen Belastungen und Ressourcen der Erwerbstägigen in der Schweiz abbildet;
  • den Anteil der Erwerbstätigen, deren Job-Stress-Index sich im kritischen Bereich befindet;
  • den Anteil der Erwerbstätigen, die sich emotional erschöpft fühlen;
  • das ökonomische Potenzial, das sich durch die Reduktion von arbeitsbezogenem Stress ergeben kann.
Längsschnittstudie

Job-Stress-Index 2020–2022: Arbeitsbedingungen, Wohlbefinden und Produktivität während der Covid-19-Pandemie

Die Covid-19-Pandemie hat den Arbeitsalltag vieler Erwerbstätiger in der Schweiz verändert. Wie sich dies auf das Wohlbefinden und die Produktivität ausgewirkt hat, wurde in einer Längsschnittstudie untersucht. 926 Personen haben zu drei Messzeitpunkten (Februar 2020, 2021 und 2022) Fragen zu arbeitsbezogenen Belastungen und Ressourcen, Wohlbefinden und Produktivität beantwortet.

Die Ergebnisse zeigen:

  1. Das Verhältnis arbeitsbezogener Belastungen und Ressourcen, das Wohlbefinden und die gesundheitsbedingten Produktivitätsverluste bleiben im Verlauf der Pandemie (2020–2021–2022) insgesamt stabil. Im Jahr 2021 ist jeweils eine Verbesserung zu beobachten. Dieser Trend hält jedoch 2022 nicht an und kehrt sich zum Teil wieder um.
  2. Hinter der insgesamt stabilen Situation stehen unterschiedliche Entwicklungen: Während sich die Situation für manche Personengruppen verbessert hat, wird für andere tendenziell eine Verschlechterung deutlich: Die Entwicklungen fielen für Männer etwas positiver aus als für Frauen und für ältere Erwerbstätige etwas positiver als für jüngere.
  3. Wer ein ungünstiges Verhältnis zwischen Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz erlebt, ist kurz- aber auch langfristig emotional erschöpfter. Veränderungen im Job-Stress-Index sagen neben der emotionalen Erschöpfung zudem gesundheitsbedingte Produktivitätsverluste, Gesundheit und arbeitsbezogene Einstellungen vorher.
  4. Das Arbeiten im Homeoffice hat seit 2020 stark zugenommen: Vor der Covid-19-Pandemie gaben 23 % der Befragten an, einen oder mehr Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten; 2021 waren dies 50 %, 2022waren es noch 45 %. Gesparte Pendelzeit und ungestörteres Arbeiten sind Vorteile des Homeoffice, während die schlechtere ergonomische Ausstattung und die stärkere soziale Isolation Nachteile bedeuten. Für Personen ohne Führungsfunktion oder mit mehr Ressourcen als Belastungen geht eine Zunahme des Homeoffice-Anteils mit einer Reduktion von gesundheitsbedingten Produktivitätsverlusten einher.
     
Aktuelle Ergebnisse

Job-Stress-Index 2022

Die Resultate der Erhebung 2022 zeigen:

1. Der Job-Stress-Index, der das durchschnittliche Verhältnis von arbeitsbezogenen Belastungen und Ressourcen der Erwerbstätigen in der Schweiz abbildet, liegt 2022 mit 50.66 in einem Bereich, der ein im Mittel ausgeglichenes Verhältnis von Ressourcen und Belastungen anzeigt. Die leichte Verbesserung gegenüber 2020 (50.83) ist nicht signifikant , jedoch ist der Index weiterhin signifikant ungünstiger als 2014 und 2016. Durch die Covid19-Pandemie haben sich die Arbeitsbedingungen zum Teil verändert, dies hat jedoch nicht zu grösseren Veränderungen im Job-Stress-Index geführt. Es haben jedoch neue Belastungen und Ressourcen an Relevanz gewonnen. Die Sorge, dass man selbst oder jemand aus dem engsten Umfeld ernsthaft an Covid19 erkranken könnte, erweist sich als zusätzliche Belastung wie auch die empfundene soziale Isolation und die erhöhte arbeitsbezogene Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Diese Faktoren zeigen über den Job-Stress-Index hinaus einen Zusammenhang mit der Gesundheit.

2. Der Anteil der Erwerbstätigen, deren Job-Stress-Index sich im kritischen Bereich befindet, beträgt 28.2 %. Diese Erwerbstätigen berichten über deutlich mehr Belastungen als Ressourcen. Der Anteil sinkt im Vergleich zu 2020 (29.6 %) leicht, jedoch nicht signifikant.

3. Der Anteil der Erwerbstätigen, die sich emotional erschöpft fühlen, übersteigt mit 30.3 % erstmals seit 2014 die 30 %-Marke. 4. Arbeitsbezogener Stress kostet die Wirtschaft rund 6.5 Mrd. CHF. Das ökonomische Potenzial, das sich durch die Reduktion von arbeitsbezogenem Stress ergeben kann, liegt somit 2022 niedriger als im Jahr 2020 (7.6 Mrd. CHF), der Unterschied ist jedoch nicht signifikant.

 

Job-Stress-Index 2020

Die Resultate der Erhebung 2020 zeigen:

  1. Der durchschnittliche Job-Stress-Index der Schweizer Erwerbstätigen verschlechtert sich wiederum leicht. Mit 50.83 sind die Ressourcen und Belastungen im Mittel zwar ausgeglichen, jedoch ist die Verschlechterung zu den Stress-Indizes der Erhebungen 2014 und 2016 signifikant.
  2. Job-Stress-Index im kritischen Bereich: Drei von zehn Erwerbstätigen (29,6%) haben mehr Belastungen als Ressourcen in einem Ausmass, das nicht durch zufällige Schwankungen erklärbar ist. Dieser Anteil steigt erneut, wobei der Anteil Erwerbstätiger abnimmt, die mehr Ressourcen als Belastungen berichten.
  3. Beinahe ein Drittel der Erwerbstätigen (28,7%) ist emotional erschöpft.
  4. Arbeitsbezogener Stress kostet Arbeitgebende rund 7,6 Mrd. CHF pro Jahr. Im Fokus des Monitorings stand dieses Mal das Thema «Arbeitsintensivierung», unter der man eine Zunahme der bei der Arbeit geleisteten Anstrengung über die Zeit versteht. Es wird vermutet, dass diese durch die immer stärkere Digitalisierung auch in der Schweiz zunehmend zu einer Belastung wird.
  5. Es zeigt sich, dass das Tempo der Arbeit in der Wahrnehmung der Beschäftigten seit 2016 deutlich zugenommen hat.
  6. Jüngere Mitarbeitende berichten dies mehr als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen.

Video: Prof. Dr. Achim Elfering von der Universität Bern erläutert den Job-Stress-Index 2020

thumbnail Job-Stress-Index 2020
Job-Stress-Index 2018

Ein schlechtes Verhältnis von Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz kann die Gesundheit und die Motivation der Schweizer Erwerbstätigen gefährden. Die neueste Erhebung des Job-Stress-Index in der Schweiz zeigt, dass der Anteil der Personen mit mehr Belastungen als Ressourcen leicht gestiegen ist; von 25,4 % (2016) auf 27,1 % (2018). Aus diesem Grund sind betriebliche Gesundheitsmassnahmen sinnvoll, welche die Ressourcen der Mitarbeitenden stärken und Belastungen reduzieren. Darin unterstützt Gesundheitsförderung Schweiz Unternehmen, indem sie Angebote entwickelt, um Stress zu analysieren und zu reduzieren, und Beratende in deren Anwendung schult.

 

Job-Stress-Index 2014 bis 2016

Ergebnisse aus drei Erhebungsjahren zu Stress, Gesundheit und Motivation bei den Erwerbstätigen in der Schweiz.

Faktenblatt Job-Stress-Index 2014 bis 2016

Kennzahlen zu psychischer Gesundheit und Stress bei Erwerbstatigen in der Schweiz. Theoretische Grundlagen, Methodik und Ergebnisse fur die Jahre 2014 bis 2016 in Quer- und Längsschnitt.

Arbeitspapier Job-Stress-Index 2014 bis 2016

Ergänzende Informationen

Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat auf Basis der europäischen Telefonerhebung über die Arbeitsbedingungen 2021 die Daten für die Schweiz ausgewertet und mit den europäischen Ergebnissen verglichen:

SECO-Bericht «Ausgewählte Ergebnisse der europäischen Telefonerhebung über die Arbeitsbedingungen 2021 - Arbeitsbedingungen und Gesundheit in der Schweiz und Europa»